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Monsterparty.

  • jpfuetzenreuter2
  • 28. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

Als ich im Jahr 2022 schon mal einen Termin zum Erstgespräch bei einer Psychotherapeutin wahrnahm, sprach die Therapeutin von verschiedenen Teilen die in mir existierten und unterschiedlich laut seien. Sie sprach von der Essstörung, dem verletzten inneren Kind, dem rebellischen inneren Kind und dem gesunden Erwachsenen. Diese Anteile beeinflussen bis heute mein Fühlen und Handeln.


Heute würde ich noch weitere Teile benennen. Zum einen den inneren Kritiker, den inneren Antreiber, die Verlustangst aus der die Eifersucht resultiert und die Depression. All diese Anteile stelle ich mir wie Monster vor. Manche verstehen sich sehr gut miteinander und wirken oft gemeinsam auf mich ein. Andere stehen alleine da. Aus dem Wirken von manchen, sind andere entstanden. Beispielsweise die Depression, die mit unter eine Art Resultat aus der Essstörung und dem inneren Antreiber zu sein scheint. Mein Körper und meine Seele fanden keine andere Lösung mehr, als mich vollkommen auszubremsen und mir zu zeigen, dass sie nicht mehr können. Der Stecker wurde quasi gezogen und es ging plötzlich gar nichts mehr.


Manche Monster haben nicht nur negative Seiten, sondern auch positive. Gäbe es den inneren Antreiber nicht, so würde es deutlich schwerer fallen, morgens überhaupt das Bett zu verlassen oder Ziele zu verfolgen und im Alltag aktiv zu sein. Jeder hat einen inneren Antreiber. Wenn der innere Antreiber allerdings zu extrem ausgeprägt ist, hat das eher negative Folgen, wie bei mir das exzessive Sporttreiben und die ständige innere Unruhe und Rastlosigkeit. In Bezug auf das exzessive Sporttreiben versteht sich der innere Antreiber bestens mit der Essstörung, denn die fordert den Sport zum kompensieren von Kalorien Tag für Tag ein. Der innere Kritiker versteht sich auch gut mit der Essstörung und sorgt mit ihr gemeinsam dafür, dass ich wohl nie zufrieden mit meinem Körper sein werde. Der innere Kritiker versteht sich auch gut mit der Verlustangst und der Depression. Die Depression lässt mich Gefühle wie Wertlosigkeit, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit fühlen. Sie sorgt dafür, das ich das Interesse an so gut wie allem verliere und ein Gefühl der Gleichgültigkeit spüre. All diese Gefühle sorgen dafür, dass ich mich nicht mehr liebenswert und begehrenswert fühle. Es kommen Fragen auf, wie: „Wer möchte schon so eine Freundin? Was, wenn sich mein Zustand nie mehr verbessert und ich nie mehr vollends wieder die Frau werde, in die sich mein Freund verliebt hat?“ Jede andere Frau erscheint mir in dunklen Momenten attraktiver und begehrenswerter als ich es bin. Demnach verstärken Depression und innerer Kritiker die Verlustangst immens und befeuern die Eifersucht fleißig. „Achja, und wer will schon eine eifersüchtige Freundin?“ Melden sich die Depression und der innere Kritiker erneut. Die Depression hat kein gutes Verhältnis zur Essstörung und dem inneren Antreiber. Essstörung und Antreiber verlangen viel Sport, Aktivität und verlangen von mir ständig viele verbrannte Kalorien, damit ich bloß nicht zunehme. Denn dann würde die Welt mit Sicherheit sofort untergehen! Die Depression sorgt aber häufig dafür, dass an Sport gar nicht zu denken ist. Dass er mir wie eine unüberwindbare Hürde und eine immense Belastung erscheint. Oft schickt mir die Depression dann noch ihre Freundin die Gleichgültigkeit. Sie sorgt dafür, dass mir eh alles egal ist. Liege ich halt nur noch rum, was soll’s….


Der gesunde Erwachsene hat aktuell gefühlt gar nichts mehr zu sagen. Vernünftige Entscheidungen zu treffen, die rational betrachtet gut und richtig wären, fällt mir schwer und ich habe auch oft gar keine Kraft und Lust dazu. Die Freundin der Depression, die Gleichgültigkeit, übernimmt immer häufiger die Oberhand und das gefällt dem rebellischen inneren Kind sehr gut. Es nutzt die Chance, denn es will immer tun worauf es Lust hat und gar nichts mehr tun, worauf es keine Lust hat. Ganz oder gar nicht ist sein Motto. Fühlt es sich ungerecht behandelt oder unterdrückt, schreit es laut auf. „Es ist unfair, das wir uns in der Ernährung einschränken obwohl wir uns beim Sport immer so abrackern. Es ist unfair, denn die meisten machen viel weniger Sport und ernähren sich viel schlechter!“. Das rebellische innere Kind versteht sich gut mit der Essstörung. Es plant gemeinsam mit ihr regelmäßig aus dem strengen Regime der gesunden, vernünftigen Ernährung mit all den Regeln auszubrechen und einfach alles zu essen was so oft verboten ist. Die Kontrolle einfach mal über Bord werfen. Nach Lust und Laune essen. Ohne Limit, denn die Bulimie bietet die vermeintliche Lösung. Doch das rebellische innere Kind hat auch seine guten Seiten, denn es schreit immer auf wenn mir Unrecht getan wird und hilft mir mich zur Wehr zu setzen.


An manchen Tagen bringen mich die Monster zur Verzweiflung. Wenn sie in meinem Kopf miteinander zu kämpfen scheinen. Wenn der Antrieb durch die Depression fehlt, doch der innere Antreiber mich wieder quält und mir die Essstörung gemeinsam mit ihm ein quälendes schlechtes Gewissen macht, weil ich nicht in der Lage bin meinen Ansprüchen oder eher denen der Monster gerecht zu werden. Ich zerbreche förmlich daran. An solchen Tagen wünsche ich mir ein zusätzliches Monster mit einer Trillerpfeife. Es pfeift laut und alle Monster sind einfach still!



 
 
 

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